Dresden: Die Waldschlösschenbrücke. (Foto: M. B.)
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Donnerstag, 29. März 2012

50 Jahre Omega: Am 12. Mai 2012 gibt Ungarns Kultband ein Konzert in Dresden

Am 23. September 1962 spielte die legendäre ungarische Band Omega in Budapest das erste Konzert unter ihrem eigenen Namen. Damit ist die Kultband die zweitälteste noch kontinuierlich aktive Rockband der Welt – nach den Rolling Stones, die nur etwa zwei Monate älter sind.

Nun, im Jahre 2012, geht es auf die Jubiläumstour »50 Jahre Omega«!

In Dresden machen Omega und das Akademische Orchester der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit ihrem jetzigen »Rhapsody«-Projekt am 12. Mai 2012 Station.

Rückblick für alle Rockhobbyhistoriker:
Wie die ersten zehn Jahre der Band verliefen, habe ich vor einiger Zeit hier veröffentlicht. Dabei handelt es sich um die erweiterte Version eines Textes, den ich für das August-Heft 2007 der SAX anlässlich des Omega-Konzertes am 11. August 2007 zu den »Filmnächten am Elbufer« schrieb – damals war das Konzert Teil einer Tournee zum 45. Band-Geburtstag.

M. B.

Freitag, 23. März 2012

Jazz in der Semperoper: Abgesetzt nicht nach 19, sondern nach runden 20 Jahren

Die legendäre Konzertreihe »Jazz in der Semperoper« wurde nicht nach 19 Jahren, wie bisher einige Quellen meldeten, sondern nach sage und schreibe runden 20 Jahren von der Leitung der Sächsischen Staatsoper Dresden abgesetzt.

Ausgelöst wurde diese statistische Irritation durch verschiedene Auffassungen darüber, wann das erste Konzert dieser Reihe stattgefunden hat.

Das Programmheft zum »Late Night Jazz« am 27. August 2003 hat den Titel »10 Jahre Jazz in der Semperoper«, im Heft selbst wird 1993 als Startjahr und das Konzert mit Barbara Dennerlein am 24. September 1993 als erstes Konzert dieser Reihe angegeben.

Doch schon ein Jahr zuvor ging am 17. Oktober 1992 ein Freejazz-Auftritt der beiden Pianisten Aki Takase und Alexander von Schlippenbach über die Semperoper-Bühne. Der jedoch wurde lange Zeit von einigen in der Öffentlichkeit als eingemietetes Fremdkonzert interpretiert. Die Tatsache, dass dieser Abend nicht von einem Opern-Dramaturgen, sondern vom Vertreter der Konzertagentur angesagt wurde, bestärkte diesen Eindruck.

Das jedoch ist, wie sich nun herausstellt, falsch. Die beiden Klavierkünstler Takase / Schlippenbach wurden von der Semperoper – vertreten durch den langjährigen künstlerischen Betriebsdirektor und zweimaligen Interimsintendanten dieser Oper, Hannes Matz – bei der Agentur Color gebucht, die Sächsische Staatsoper war also veranstaltender Vertragspartner, es war ihr Konzertabend.

Dass nun gerade dieses erste Konzert in der Statistik für lange Zeit »vergessen« wurde, hatte Gründe. Und die lagen nicht nur im – die Touristen vertreibenden – Freejazz, sondern vor allem in der Eitelkeit des Roland Beneke begründet, der, von der Oper Leipzig kommend, am 1. März 1993 die Stelle des Geschäftsführenden Direktors der Sächsischen Staatsoper Dresden antrat. Schon als Verwaltungsdirektor in Leipzig hatte er Erfahrungen mit Jazzkonzerten im Opernhaus gesammelt. Schnell wurde klar – niemand außer ihm, dem »Macher«, durfte den Jazz in die Dresdner Oper geholt haben! Eine gewisse Ignoranz gegenüber den Leistungen der Vorgänger mag auch mitgeschwungen haben.

Und so wurde die Geschichte ein klein wenig um- und das besagte Programmheft entsprechend »zurechtgeschrieben« – auch der Autor dieser Zeilen fiel darauf herein.

Auch wenn die Eitelkeit einer einflussreichen Person schnell zum Problem für die Öffentlichkeit werden kann – was waren das doch für schöne Zeiten, in denen es für einen Direktor extrem wichtig war, als derjenige zu gelten, der den Jazz in die Oper gebracht hat.

M. B.

Donnerstag, 1. März 2012

»Das Turiner Pferd«: Film des Visionärs Béla Tarr wird im Dresdner Kino in der Fabrik gezeigt


Man kann nicht sagen, dass die Filme von Béla Tarr Kult sind. Dafür sind sie zu wenig bekannt. Aber sie gehören zum Besten, was die Filmgeschichte seit Anbeginn bis heute zu bieten hat.

Der amerikanische Filmemacher Gus van Sant (»My private Idaho«, »Good Will Hunting«) sagte zu dem in Pécs geborenen Ungarn: »Béla Tarr ist einer der wenigen wirklich visionären Filmemacher.« Tarrs Filme kämen dem tatsächlichen Rhythmen des Lebens so nahe, dass Van Sant das Sehen der Filme mit dem Sehen der Geburt eines »neuen Kinos« assoziierte. Großes internationales Aufsehen erregte Tarrs Verfilmung von Krasznahorkais Roman »Satanstango«, ein 415-minütiger Schwarzweißfilm, an dem Tarr rund sieben Jahre lang arbeitete. Dieser Film ist eine äußerst wortgetreue Adaption von László Krasznahorkais gleichnamigem Roman. Tarr betonte stets, dass der Film genau die gleiche Zeitspanne dauert, die man benötige, um den Roman zu lesen, siebeneinhalb Stunden. »Satanstango« hatte seine Premiere im »Forum« der Berlinale 1994 und wird seitdem von vielen Kritikern und Filmemachern in Europa und Amerika zu den wichtigsten Filmen der neunziger Jahre gerechnet.

Tarrs bis heute wohl beeindruckendster Film ist sicher »Werckmeisters Harmonien« nach dem Roman »Melancholie des Widerstands« (ebenfalls von Krasznahorkai). Der Film zeigt Vorgänge in einem abgeschiedenen ungarischen Dorf, in dem unheilvolle Ereignisse geschehen.

Der nun laufende Streifen »A Torinói ló« (The Turin Horse), dessen Weltpremiere im Wettbewerbsprogramm der Internationalen Filmfestspiele 2011 in Berlin erfolgte und dem Regisseur den Großen Preis der Jury einbrachte, soll angeblich Tarrs letztes Werk sein. Zumindest hatte dies der Meister selbst bereits 2009 angekündigt.

Worum geht es?

Am 3. Januar 1889 tritt in Turin Friedrich Nietzsche durch die Tür des Hauses Via Carlo Alberto 6. Nicht allzu weit weg von ihm hat der Kutscher einer Pferdedroschke Ärger mit einem widerspenstigen Pferd. Trotz aller Ermahnungen weigert sich das Pferd, sich in Bewegung zu setzen, woraufhin der Kutscher die Geduld verliert und zur Peitsche greift. Nietzsche nähert sich dem entstehenden Gedränge und setzt dem brutalen Verhalten des Kutschers ein Ende, indem er schluchzend seine Arme um den Hals des Pferdes legt. Der Vermieter bringt den Philosophen anschließend nach Hause, und zwei Tage lang liegt er bewegungslos und stumm auf dem Sofa, ehe er berühmte letzte Worte spricht und noch weitere zehn Lebensjahre stumm und umnachtet unter der Obhut von Mutter und Schwestern verbringt.

Dieser Film jedoch folgt der Frage, was mit dem Pferd geschehen ist. Béla Tarr erzählt die fiktive Geschichte des Kutschers, seiner Tochter und ihres Pferdes. Der Kutscher ist ein Landwirt, der sich mit dem Pferdefuhrwerk über Wasser hält. Die Tochter führt den Haushalt. Das Leben ist hart und karg, das Pferd alt und krank. Es kann die harte Arbeit nicht länger erledigen, auch wenn es die Befehle noch so gern befolgen möchte. Es will nur noch in Ruhe sterben.
Gedreht hat der ungarische Regisseur in seiner unverwechselbaren Handschrift: mit langen Kameraeinstellungen, in Schwarzweiß und unter weitgehendem Verzicht auf Dialoge.

M B.

Ab 15. März 2012 im »Kino in der Fabrik«, Tharandter Straße 33, 01159 Dresden


Verleih, Filmbeschreibung und Foto: Basis-Film Verleih