Dresden: Die Waldschlösschenbrücke. (Foto: M. B.)
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Dienstag, 7. Juli 2015

Jazzclub Tonne ab Herbst ohne Spielstätte / Kündigung des Mietvertrages durch die Stadt

Der Jazzclub Tonne Dresden hat ab Herbst keine eigene Spielstätte. Die Räume der Tonne im Keller des Dresdner Kulturrathauses, Königstraße 15, wurden durch den Vermieter mit vertraglich vereinbarter zweimonatiger Kündigungsfrist gekündigt. Vermieter ist die Stadt Dresden. Die Kündigung erfolgte alternativlos. Damit ist der Jazzclub Tonne ab der Spielzeit Herbst obdachlos, sofern bis dahin keine gleichwertige Spielstätte für den renommierten Jazzclub in der sächsischen Landeshauptstadt gefunden wird.

Hintergrund der Kündigung ist der bauliche Zustand der Räume im Gewölbekeller des Kulturrathauses. Am 13.6.2015 kam es zu einem Wassereinbruch in den Räumen des Jazzclub Tonne, der erhebliche Konsequenzen hatte. So wurde der Flügel des Clubs unbespielbar und die Nutzung für weitere Veranstaltungen obsolet. Seitdem gab es, neben zahlreichen Hilfsangeboten anderer Spielstätten, seitens der Tonne intensive Bemühungen, um eine Lösung für Dresdens traditionsreichen Jazzclub mit mehr als 30-jähriger Geschichte zu finden. Bislang leider vergebens.

Aus Sicht des Vorstandes der Tonne gibt es derzeit keine einheitliche Haltung der Stadt Dresden zum Jazzkeller im Kulturrathaus. Während das Kulturamt der Stadt gemeinsam mit der Tonne intensiv nach einer Lösung sucht und die Tonne konkret unterstützt, konnte das Liegenschaftsamt bislang keine alternativen Räumlichkeiten zur Nutzung in Aussicht stellen. Der Vorstand der Tonne hat sich deshalb in einem Brief an Oberbürgermeister Dirk Hilbert gewandt und um dessen Hilfe und Vermittlung gebeten. Die Tonne hofft, dass das Problem der Räumlichkeiten auf politischer Ebene wahrgenommen und nicht dem Selbstlauf überlassen wird, vor allem angesichts der Tatsache, dass der Dresdner Jazzclub zu den besten in der Bundesrepublik Deutschland gehört, bei vergleichsweise niedriger institutioneller Förderung.

Für den Erhalt der Tonne als international bekannte Spielstätte für Jazz und angrenzende Musikgenres ist ein Spielbetrieb nach der Sommerpause zwingend notwendig. Eine längere Pause würde dem Renommee der Tonne als mehrfach ausgezeichnete Spielstätte, die mit mehr als 100 Konzerten im Jahr kontinuierlich das Musikangebot in Dresden bereichert, zunichtemachen. Lange geplante Konzerte internationaler Künstler müssten abgesagt werden, nationale und internationale Agenturen von Musikern würden die feste Einbindung der Tonne in Tournee-Planungen abbrechen und der Faden zu Dresdner Festival- und Event-Veranstaltern, wie dem Internationalen Dixielandfestival oder den Tschechischen Kulturtagen würden abreißen. Auch die in den letzten Jahren ständig ausgebaute Kooperation mit der Dresdner Musikhochschule „Carl Maria von Weber“ würde Schaden nehmen.

Der Jazzclub Tonne e.V. hat auf keinen Fall die Absicht aufzugeben. Vielmehr ist die Existenzfrage der Tonne eine politische Frage, die nicht allein auf rechtlicher oder finanztechnischer Ebene gelöst werden kann. Deshalb wird der Vorstand in den kommenden Wochen alles unternehmen, um gemeinsam mit allen an der Kulturpolitik Dresdens Beteiligten eine alternative Spielstätte zu finden.

Unterstützungsangebote anderer Spielstätten kamen bisher von riesa efau, Studentenclub Bärenzwinger, Waldschänke Hellerau e.V., Reformierte Gemeinde Dresden und Societaetstheater.

Ihr vorläufig letztes Konzert veranstaltet die Tonne mit der REPERTOIRE NIGHT im Rahmen der HfM Jazz Nights am Mittwoch, dem 8.7., um 20 Uhr im Kleinen Saal des Kulturrathauses. Einlass ist ab 19:30 Uhr.

(Dies ist die offizielle Presseinformation des Jazzclubs Tonne vom 7. Juli 2015.)

Donnerstag, 2. Juli 2015

Für mich nicht wählbar

Oberbürgermeister-Stichwahl am 5. Juli 2015 in Dresden: In einigen ihrer Wahlwerbe-Plakate stellt Eva-Maria Stange die Wichtigkeit von Wissen und Bildung heraus. – Doch das ist reiner Hohn!
Es waren noch nicht einmal annähernd die berühmten 100 Tage – nämlich lediglich 70 – im Amt des sächsischen Staatsministers für Wissenschaft und Kunst vergangen, als Eva-Maria Stange bekanntgab, dass sie als Ministerin aufhören will und dass sie für den Posten des Dresdner Oberbürgermeisters kandidieren wird – und damit vor ihrer Verantwortung für die Lösung der vielen schwierigen Probleme in Sachsens Wissenschafts- und Kunstlandschaft davonzulaufen beabsichtigt.
Und große Probleme gibt es auf diesen Gebieten mehr als genug. Die Situation des akademischen Mittelbaus, die Zukunft der universitären Forschung nach Auslaufen der Exzellenzinitiative, die Konsequenzen es Falles des Kooperationsverbotes auch für die sächsischen Hochschulen, die chronische Unterfinanzierung von Lehre und Forschung an den Hochschulen – kurz: die Entwicklung der sächsischen Forschungs- und Bildungslandschaft, aber auch die Besetzung des freien Intendantenpostens der Staatsoper Dresden – ein »Leuchtturm-Projekt« mit gewollt internationaler Sichtbarkeit – sind nur einige Felder, die zu »beackern« sind. Hier erfolgreich zu arbeiten, wäre auch für Dresden ein großes Plus. Aber Stange wollte schon von Bord gehen, bevor sie sich als Ministerin in wenigstens 100 Tagen richtig eingearbeitet hat ...

Warum aber sollte man jemanden wählen, der zuvor gezeigt hat, wie schnell er die Zurückbleibenden mit deren Problemen alleinzulassen gewillt ist, sobald sich eine »gute« Chance bietet? Glaubhaft ist Stange nicht mehr, seitdem sie ihre Kandidatur für den OB-Posten bekanntgegeben hat, deswegen ist sie für mich zur OB-Stichwahl am 5. Juli 2015 nicht wählbar.

Mathias Bäumel