Dresden: Die Waldschlösschenbrücke. (Foto: M. B.)
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Donnerstag, 10. September 2009

Doppelstreifen für das Staatsschauspiel Dresden - Kritik und Lob für die Kritik

Der unten stehende Text zum Thema „Doppelstreifen für das Staatsschauspiel Dresden“ hat Zuspruch und Widerspruch erfahren. Hier eine kleine Übersicht:

„Ich habe selten so passende Kommentare gefunden. Weiter so!“ (Ulli Stier, Architekt)

„Gut, dass Du diesen unsäglichen Unsinn festhieltest.“ (Matthias Creutziger, Musik- und Theaterfotograf)

„Feiner Text!“ (Jens-Uwe Sommerschuh, Kulturjournalist)

„Danke für Ihre treffsichere Kritik.“ (Jochen Stankowski, Grafikdesigner, Typograf, „Zeichensteller“)

„Bedauerlich, dass sich immer wieder auch das durchsetzt, was sichtbar nicht genügend durchdacht ist...“ (Bernd Hanke, Grafikdesigner und Logo-Gestalter)

Weitere Meinungen zum Thema sind natürlich willkommen - bitte an die e-Mail-Adresse im Impressum.

Donnerstag, 3. September 2009

Doppelstreifen für das Staatsschauspiel Dresden - geht die Rolle ihrem Ende entgegen?


Aufatmen in Dresden. Zumindest im Theater-Dresden. Die Ära Holk Freytag ist Vergangenheit. Dabei waren vor Jahren meine Erwartungen beim Beginn der Ära Freytag hoch, hatte der auch in Moers Aufgewachsene schließlich mit seinen Neigungen zum zeitgenössischen Jazz einen Sinn für weite Horizonte bewiesen.

Mit dem Ende von Freytag haben hoffentlich Langeweile und oberflächliche Unterhaltsamkeit auf der Dresdner Bühne sowie die Konzeptionslosigkeit in Sachen Kleines Haus (bisher eher ein Gemischtwarenladen) ein Ende.
Angesichts des aktuellen Spielplanes unter dem neuen Intendanten Wilfried Schulz keimt eben wieder Hoffnung auf - meine Absicht, das Theateranrecht zu kündigen, habe ich deshalb doch nicht realisiert.

Sorge macht mir aber nun auch beim Dresdner Staatsschauspiel eine üble Gepflogenheit, die sich anscheinend - ich erinnere an das unsägliche aktuelle visuelle Erscheinungsbild der Musikfestspiele - zur Tendenz auswächst: Intendanten betrachten offenbar „ihre“ Einrichtung, die sie ja zeitlich begrenzt künstlerisch leiten sollen, als ihr persönliches Eigentum und lassen jeweils für ihre Herrschaftszeit ein von Grund auf neues Corporate Design mit neuem Logo, neuen Hausfarben und neuen Hausschriften entwickeln. Und dies dann - was soll's, es ist ja nicht das eigene Geld - grottenschlecht.

Grottenschlecht - warum? Das neue CD des Staatsschauspiels Dresden funktioniert nicht: Weiß auf hellgelb sowie Schrift mit kleinem Durchschuss machen die Inhalte schlecht lesbar. Sobald es sonnig ist, sind die Gestaltungselemente auf dem Abspanner am Großen Haus nur schwer von einander unterscheidbar. Die gelb-weiß hinterlegten Schriftfelder im Internet wirken wie ein Fleckenteppich, gemeinsam ergeben sie manchmal - zum Beispiel im Pressebereich - das Aussehen eines Kreuzes. Unruhe, nochmal Hinschauen - was meinen die eigentlich?

Dazu kommt: Grelle, leuchtende Farben sind wahrnehmungspsychologisch die Farben der Verlierer, derjenigen, die mit „schreienden“ Mitteln unbedingt auf sich aufmerksam machen wollen oder gar müssen. Dass zudem Gelb in Dresden seit Jahrzehnten eine Verbindung zur SG Dynamo Dresden oder wenigstens zu den Verkehrsbetrieben assoziiert, sollte jedem hier Tätigen klar sein. Warum also diese unbedachte, für Irritationen sorgende und schlecht funktionierende visuelle Gestaltung des neuen „Gesichts“ des Staatsschauspiels?

Doch das Lustigste kommt noch: Haben Sie schon einmal an einer Kasse gestanden und und von der Quittungsrolle einen der letzten Abschnitte bekommen, einen, der durch einen farbigen Doppelstreifen gekennzeichnet ist? Die Kassiererin weiß in einem solchen Fall, dass die Rolle dem Ende entgegen geht und dass sie eine neue einlegen muss...

Mein Gott, wofür manche Kommunikationsdesigner ihr Geld bekommen... Von wem sie es bekommen, ist klar.

Mathias Bäumel

Dienstag, 1. September 2009

Dresdner Postplatz - eine architektonische Grausamkeit, die kaum jemanden stört

„Säulen, Bögen, Galerien; Schönheit und Geselligkeit, der Sinn für eine Gemeinschaft, für ein Land. Der Platz ist es, der eine Stadt ausmacht, egal, ob groß oder klein; das äußere Bild zählt mehr als die Museen, selbst wenn sie voller Meisterwerke sind.“
(Claudio Magris: „Ein Nilpferd in Lund - Reisebilder“, Hanser München 2009)



Das ist der Postplatz in Dresden - diese Grässlichkeit, die jedes stadtplanerische Ideal beleidigt, führte zwar zu Protest-Leserbriefen, aber nicht zu Proteststürmen. Dresden ist eben anders... - Übrigens: Auf das jeweilige Foto klicken - es erscheint dann groß!


Eine kluge Aussage von Sabine Friedel - wenngleich auch bloß im Wahlkampf...


Viel gescholten, bei genauerer Betrachtung aber zum Teil zu Unrecht: Die einen Theatervorhang symbolisierende Wasserinstallation auf dem Postplatz von Erwin Stache. Das Problem ist nicht die Installation an sich (wenn sie mal funktioniert), sondern die elende heutige Gesamtkonzeptionn des Postplatzes, die durch die Installation nur noch deutlicher wird. Insofern hat Staches Werk eher den Charakter des Überbringers einer schlechten Botschaft, es ist weniger das Schlechte selbst. - Dass sachsentümelnde Möchtegern-Intellektuelle pseudo-gewitzt gegen Staches Installation anstatt gegen das dreist-dümmliche Denken der Dresdner Kulturhüter vorgehen, bezeugt umso mehr: Dresden ist eine biedere Stadt der und des Rückwärtsgewandten...


Blick vom Postplatz: Sooo fühlen sich die Dresdner wohl...


Postplatz: Dresden grüßt seine Gäste... - Noch Fragen?


Blick vom Postplatz: Sister sucht Mister - willkommen in der Gegenwart! (alle Fotos M. B.)