Dresden: Die Waldschlösschenbrücke. (Foto: M. B.)
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Mittwoch, 27. Oktober 2010

Theremin- und Video-Avantgarde in Dresden

Am 4. November konzertieren Eric und Mary Ross mit Günter Heinz in der Blauen Fabrik

(Mary Ross: Self Portait, Cibachrome Photograph, 1979)

Die Kunstavantgardisten Eric und Mary Ross kommen aus den USA nach Dresden. Am 4. November 2010 (20 Uhr) treten der Theremin- und Elektronik-Vorreiter und die Foto- und Video-Künstlerin gemeinsam mit dem Posaunisten Günter Heinz in der Blauen Fabrik auf. Das Konzert gehört zur zweiten Staffel des 2010-er Festivals Frei Improvisierter Musik.

Der als Elektronik-Legende geltende Eric Ross realisiert seit mehreren Jahrzehnten weltweit gemeinsam mit seiner Frau Multi-Media-Konzerte mittels Klavier, Gitarre, Synthesizern, Theremin und Video-Art. Dabei war es für beide von Anfang an selbstverständlich, dass es Fortschritt in der Kunst und eben auch in der Musik nicht durch die Vermeidung von moderner Technik, sondern nur durch die angemessene Nutzung und Einbeziehung neuer Technik geben kann. Ross war schon in frühen Jahren ein persönlicher Freund des Erfinders Robert Moog, dessen Neuentwicklungen auf dem Gebiet elektronischer Instrumente (Moog-Synthesizer) er aus erster Hand erhielt und in seine Klangwelten einbaute. Auch die Nutzung des allerersten „elektronischen“ Instrumentes überhaupt, des Theremins, belegt Erics Grundhaltung, für die er überall anerkannt und gar geehrt wird. So war er Master Teacher beim First International Theremin Festival, und er schrieb auch Kompositionen für Theremin – sowohl für das Instrument solo als auch eine Overtüre für sage und schreibe 14 Theremins!

Die Musik, die in Dresden vorgestellt wird, ist improvisiert, enthält aber durchaus Elemente nicht nur des Jazz, sondern auch der Klassik, der seriellen Musik und der zeitgenössischen Avantgarde.

Die Video-Kunst von Mary Ross, die zur Musik projiziert wird, ist nach den musikalischen Abläufen und Strukturen ausgewählt, arrangiert und organisiert. Mary Ross gilt als Pionier der Digitalfotografie. Bereits in den frühen siebziger Jahre nutzte sie Video-Technik und Computer, um Fotos – also Digitalfotokunst – zu schaffen. Viele dieser einzigartigen Werke befinden sich in Kunstsammlungen, Bibliotheken und Galerien weltweit, von Paris, Zürich, Cambridge, Kopenhagen und New York.

Mit seinem Konzept der „Wetware Trombone“ entwickelte Günter Heinz schon vor knapp zwanzig Jahren einen spezielle Spielweise des Instruments Posaune, mit der er neue Klangräume erkundet. Das erreicht der Künstler mittels neuer Spieltechniken, wie etwa dem Ansaugen von Tönen, durch die Verwendung von elektronischen Transformationen, aber auch durch das Spiel in speziellen Räumen, wie etwa in Kirchen, unterirdischen Hohlräumen, ja sogar unter Wasser. Angeregt durch seine Konzerte in den Toscana-Thermen in Bad Sulza und Bad Schandau entstand seine Idee, die dort gefundenen Klänge mit denen des Theremin zu verbinden.

Mit Eric Ross fand Günter Heinz einen Virtuosen dieses Instruments. Dass beide über Erfahrungen nicht nur in der freien Improvisationsmusik, sondern auch im neuen Jazz verfügen, könnte dem Konzert einen weiteren Zusammenhalt geben. Denn Eric Ross war auch im Jazz erfolgreich, er spielte mit solchen Größen wie John Abercrombie, Larry Coryell, Andrew Cyrille, Oliver Lake, Leroy Jenkins, Byard Lancaster und den Blues-Legenden Champion Jack Dupree, Lonnie Brooks, Sonny Terry, Brownie McGhee and BB King. Auftritte beim Jazzfestival in Montreux und beim North Sea Jazz Festivals waren Meilensteine seiner Karriere. Dass Ross Gastmusiker auf AQi Fzono's „Cosmology“-CD war, angeblich der meistverkauften Platte in Japan überhaupt, soll nicht unerwähnt bleiben.

Mathias Bäumel

„Festival Frei Improvisierte Musik“, Teil 2,
Blaue Fabrik, Donnerstag, 4. November 2010 (20 Uhr)
Günter Heinz, Eric Ross, Mary Ross
Karten zu 12 Euro (ermäßigt 8 Euro) an der Abendkasse.