Kultur in Dresden – manchmal ein immer größer werdendes Ärgernis. Da berichtete doch gestern (8. Oktober 2013) der MDR Sachsenspiegel ziemlich ausführlich über die sogenannten Castings der Debütanten-Tänzer des Semperopernballes (ich verlinke hier absichtlich nicht) – und zwar etwa drei Monate vor dem Ball!
Das lässt befürchten, dass bis zum Ball-Start noch viele weitere Vorberichte über den Bildschirm laufen sollen. Damit scheint sich auch dieses Jahr anzubahnen, was in den vergangenen Jahren zur üblen Gewohnheit wurde: die (Fehl-)Inszenierung des Semperopernballes als kulturelles Großereignis.
Klar: die Leute sollen ruhig tanzen. Und sie sollen sich auch ruhig einmal »glitzernd« kleiden (das diesjährige Ball-Motto verrät das Anspruchsniveau der Macher: »Dresden glitzert« ...) – aber warum lässt die Oper es sich gefallen, dass ein Ball in der Medienberichterstattung ungleich mehr Gewicht und damit Wichtigkeit erhält als eine Opernaufführung?
Oder hat man es jemals erlebt, dass mehrere Monate vor einer Premiere mehrfach en detail über Premierenvorbereitungen berichtet würde, mit Interviews von Sängern, die freudestrahlend in die Kamera hauchen, wie glücklich sie sind, für diese oder jene Rolle ausgewählt worden zu sein, mit Kameras, die »exklusiv« das Probengeschehen beleuchten?
Wenn eine Oper mit postfeudalen Festivitätsimitationen mehr ins Gerede als mit ihren eigenen Opernaufführungen zu kommen scheint, sollte das beunruhigen.
M. B.
sss
Mittwoch, 9. Oktober 2013
Semperoper wird mit postfeudalen Festivitäts-Imitationen ins »rechte Licht gerückt«
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Bin unschlüssig, ob ich das empörend finden soll. Das Argument leuchtet mir ein. Ich frage mich auch oft, was welchen Stellenwert in den Medien erhält (man nehme nahezu jede beliebige Nachrichtensendung), was dafür unter den Tisch fällt und was das über unsere Gesellschaft aussagt. In diesem Fall assoziiere ich die mediale Aufmerksamkeit mit "Mitmach-Event" - insofern ist das anders als normale" Opernaufführungen, die wesentlich häufiger stattfinden.
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